In unserer heutigen Gesellschaft nimmt das Thema „Bindungsangst“ stark an Bedeutung zu.
Dies liegt hauptsächlich daran, dass in unserer modernen Kultur Menschen nicht mehr wie früher auf einen Partner angewiesen sind und jeder ein selbstbestimmtes, erfolgreiches Leben führen kann. Bindungsangst entsteht psychologisch gesehen hauptsächlich aus dem Grundbedürfnis „Kontrolle“ bzw. Autonomie – also Selbstständigkeit.
Bei manchen Menschen kann das Grundbedürfnis Kontrolle/Selbstständigkeit zusätzlich durch die individuelle Persönlichkeit oder durch bestimmte Erfahrungen aus der Vergangenheit verstärkt werden – bis hin zur Bindungsvermeidung.
Da wir alle jedoch auch das Grundbedürfnis „Bindung“ in uns tragen, arbeiten hier zwei Systeme gegeneinander. Hier gilt es, eventuell „ungesunde“ Ausprägungen zu erkennen und diesen aktiv gegenzusteuern.
Mehr über diese innere Zerrissenheit, das Phänomen Bindungsangst und die Persönlichkeit von Bindungsphobikern lesen Sie in einem anderen Singletipp.
Die folgenden leichten bis sehr auffälligen Verhaltensmuster können ein Hinweis auf Bindungsangst oder Bindungsvermeidung sein.
Symptome bei Bindungsangst:
- Der Wunsch nach einer Beziehung wird von Angst oder großem Freiheitsdrang ausgebremst
- Es besteht ein großes Bedürfnis nach Sicherheit und Selbstbestimmung
- Die Erwartungen an die Partner sind in allen Bereichen sehr hoch
- Man wünscht sich eine gewisse „Nicht-Erreichbarkeit“
- der (angehende) Partner wird nicht der Familie oder dem Freundeskreis vorgestellt
- Zusammenziehen wird oft vermieden
- nach den ersten Treffen ist erstmal Abstand erforderlich
- Sie suchen oft nach Streit und Reibungspunkten, wenn es zu harmonisch wird, um die Nähe wieder zu unterbrechen
- kleine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sind oft „peinlich“
- Flucht aus der Beziehung: Der Kontakt wird plötzlich abgebrochen („Ghosting“)
- Bereits nach kurzer Zeit kommen zermürbende Zweifel an der Partnerschaft auf
- Der Partner wird oft kritisiert, seine Schwächen stehen im Vordergrund
- Überlegungen, ob nicht ein anderer Partner besser geeignet wäre
- Starker Freiheitsdrang - sie achten darauf, sich auf keine zu enge Beziehung einzulassen
- Manche versuchen, eine Bindung zu vermeiden, indem sie eine Affäre nach der anderen haben, andere ziehen wiederum ein Singleleben vor.
Die Ursache für Bindungsangst kann wie bereits oben beschrieben zum einen in der eigenen Persönlichkeit, aber auch in früheren Erfahrungen aus der Kindheit oder in Bezug auf vorherige Liebesbeziehungen liegen.
Bindungsangst resultiert oft aus negativen Glaubenssätzen, die tief im Unterbewusstsein verankert sind. Solche negativen Grundgedanken bindungsängstlicher Menschen können z. B. lauten:
„Ich bin nicht gut genug“,
„Ich bin nicht schön genug“,
„Ich werde verlassen“,
„Ich muss alle deine Erwartungen erfüllen“
Somit ist auch die Verlustangst ein ständiger Begleiter, der wiederum die Bindungsvermeidung hervorruft.