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Fernbeziehung: Wie Liebe auf Abstand funktionieren kann

Sich in der Mittagspause spontan zum Essen treffen, nach der Arbeit eine gemeinsame Fahrradrunde einlegen, danach zusammen kochen und den Rest des Abends gemütlich auf dem Sofa kuscheln. Klingt nach harmonischem Beziehungsalltag. Zumindest für Paare, die sich eine Wohnung teilen oder zumindest nahe beieinander leben. Wenn zwischen den Partnern aber hunderte, in Extremfällen sogar tausende Kilometer liegen, wird mittags durchgearbeitet, nach Feierabend gibt es einen schnellen Snack und danach die nächste Folge der Lieblingsserie, einen neuen Podcast oder ein paar Kapitel Lesestoff. Mehr als ein Gutenacht über Facetime, Skype oder Handy ist in einer Fernbeziehung an normalen Tagen oft nicht drin. Für echte Zweisamkeit bleiben nur Urlaub und Wochenenden.

 

Lieben auf Distanz - so geht es in Deutschland momentan jedem achten Paar. Meistens aus beruflichen Gründen, teils auch wegen der persönlichen oder familiären Lebenssituation. Die wenigsten entscheiden sich ganz bewusst für eine Fernbeziehung, der Großteil wünscht sich früher oder später ein wirkliches – auch örtliches – Zusammensein. Fehlende Nähe, regelmäßiges Alleinsein, Verzicht, lange Autofahrten für kurze gemeinsame Momente, wehmütige Abschiede, das ungute Gefühl, wenn der Partner abends nicht erreichbar oder kurz angebunden ist – Stressfaktoren gibt es viele. Was aber nicht heißt, dass Fernbeziehungen von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Genauso wenig wie räumliche Nähe die Garantie für eine erfüllte Beziehung ist. Entscheidend ist, wie Sie Ihre Partnerschaft leben.

 

Zusammensein, entfernt leben: So klappt’s

Zuallererst sollten Sie eines für sich klären: Bin ich überhaupt der Typ für eine Fernbeziehung? Wie viel Wir brauche ich? Wer in einer klassischen Beziehung schon einen Abend ohne den Partner als Belastung empfindet und sich nur zu zweit komplett fühlt, wird mit Distanz auf Dauer nicht glücklich.

 

In einer Fernbeziehung geht Liebe anders. Mit Vertrauen. Und Freiheiten. Und mit dem Vertrauen in die Freiheiten des jeweils anderen. Nur weil gemeinsame Aktivitäten im Alltag nicht möglich sind, wird der Partner nicht jeden Abend allein zuhause sitzen. Sport, Hobbys, Treffen mit Kollegen, Freunden und Familie gehören dazu und dürfen kein Problem sein. Im Gegenteil: Finden solche Aktionen unter der Woche statt, bleibt das Wochenende komplett frei für die Zweisamkeit einer Beziehung. Das gilt natürlich für beide Seiten. Im Optimalfall gewähren Sie sich gegenseitig dieselben Freiheiten, die sie auch für sich selbst in Anspruch nehmen. Dieser Status quo ist eine gesunde Basis für eine Fernbeziehung und lässt weniger Raum für Eifersucht.

 

Damit davon möglichst wenig aufkommt, sollten Sie offen miteinander umgehen. Verschweigen Sie keine Treffen oder Aktivitäten, aus Angst davor, wie Ihr Gegenüber reagieren könnte. Ein solcher Schuss geht fast immer nach hinten los. Lassen Sie den anderen an Ihrem Tag teilhaben. So nehmen Sie ihn mit, anstatt ihn außen vor zu lassen. Und Sie vermeiden Unsicherheiten, Misstrauen, Kontrolle und dauerndes Nachbohren. Vielleicht verschicken Sie ein Selfie vom Mädelsabend oder einen Schnappschuss mit den Kumpels von der Bowlingbahn.

 

Tipps für den Alltag

Smartphone und Internet machen eine Fernbeziehung in jedem Fall nahbarer. Wo man früher noch mit Festnetz und Briefen zurechtkommen musste, helfen heute Chats, Messenger-Dienste, Social Media und Videotelefonie. Nutzen Sie diese Möglichkeiten! Sogar ein gemeinsamer Film- oder Serienabend funktioniert mittlerweile bequem über entsprechende Onlinetools. Probieren Sie es aus: Eine solche Teleparty ist zwar nicht ganz so kuschelig wie ein gemeinsamer Abend auf dem Sofa, aber auf jeden Fall einen Versuch wert!

 

Mit Skype, Facetime, WhatsApp und Co. können Sie sich außerdem einen eigenen Beziehungsrhythmus schaffen. Treffen Sie sich zu festen Online-Dates. Nicht mal nur so eben zwischendurch. Nehmen Sie sich Zeit füreinander, auch, wenn es eben nur digital ist und nicht analog. Wenn beispielsweise der Mittwochabend nur Ihnen beiden gehört, ist es bis zum Wiedersehen am Wochenende schon nicht mehr so lange hin. Und Sie haben auch unter der Woche etwas Pärchenzeit, auf die Sie sich freuen können.

 

Und was spricht dagegen, das Alleinsein auch einmal zu genießen? Nach einem stressigen Arbeitstag ist ein entspannendes Bad mit der Lieblingsplaylist manchmal alles, was man braucht. Oder ein ausgiebiger Waldspaziergang mit dem Hund. Oder ein gutes Buch. Selbstpflege ist mindestens genauso wichtig wie Beziehungspflege. Und irgendwie auch ein Teil davon. Denn ein ausgeglichener, zufriedener Mensch ist ein Gewinn für jede Partnerschaft.

 

Und die kann gelegentlich auch etwas Spontanität vertragen. Zugegeben – in einer Fernbeziehung ist das nicht ganz leicht, aber doch nicht unmöglich. Hinterlassen Sie bei Ihrem Besuch kleine Nachrichten in der Wohnung des anderen, die er/sie im Lauf der Woche nach und nach findet. Überraschen Sie ihn/sie, indem Sie abends sein/ihr Lieblingsessen liefern lassen. Oder mit kleinen Aufmerksamkeiten, die unerwartet im Briefkasten landen: einem Fotobuch vom letzten gemeinsamen Urlaub oder einem Gutschein für ein Restaurant oder die Therme, den Sie beim nächsten Treffen zusammen einlösen können. Möglichkeiten gibt es viele, die Botschaft ist immer dieselbe: Auch, wenn ich gerade nicht bei Dir sein kann: Du bist mir wichtig!

 

Mehr Zeit für uns! Da geht noch was…?

Wochenenden wirken in einer Fernbeziehung immer besonders kurz. Gemeinsame Urlaube gibt es vielleicht ein bis zweimal pro Jahr.  Aber das muss noch nicht alles sein. Nutzen Sie Brückentage, um die gemeinsame Zeit zu verlängern. Oder feiern Sie zeitgleich Überstunden ab. Möglicherweise können Sie zumindest tageweise ins Homeoffice wechseln und so am Wohnort Ihres Partners arbeiten?

 

Ein effektives, gemeinsames Zeitmanagement kann Sie öfter und länger zueinander bringen. Und trotzdem ist eine Fernbeziehung für viele nicht die Ideallösung. Über kurz oder lang stellt sich für beide die Frage, ob sie eine Liebe auf Distanz dauerhaft glücklich macht. Tauschen Sie sich darüber aus, wie die Zukunft mittel- bis langfristig aussehen soll. Spielen Sie die Möglichkeiten durch und machen Sie gemeinsame Pläne. Aber machen Sie sich und dem anderen keinen Druck. Denn zumindest einer von ihnen wird für ein räumliches Zusammensein seinen Lebensmittelpunkt verlagern müssen.

 

Und bis dahin: Lernen Sie einerseits die positiven Seiten einer Fernbeziehung zu schätzen. Haben Sie andererseits in den anstrengenden, herausfordernden Phasen immer im Blick, dass Sie Einschränkungen und Verzicht nicht für IRGENDWEN in Kauf nehmen. Sondern für den einen Menschen, mit dem Sie Ihr Leben teilen möchten. Liebe misst sich am Ende nicht in Kilometern.

 

Quelle Statistik Fernbeziehungen: https://farlove.de/fernbeziehung-statistik/

 

20.02.2023