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Outdoor-Sport für Hochsensible

Outdoor-Sport boomt. Klettern, Mountainbiken, Kitesurfen, Trailrunning, Kajakfahren, Tauchen oder Gleitschirmfliegen, um nur eine kleine Auswahl zu nennen; jede einzelne dieser Sportarten - im Wasser, an Land und in der Luft - ist so beliebt wie nie.

 

Das ist erst einmal eine gute Nachricht, bei der die Vorteile auf der Hand liegen. Draußen aktiv zu sein bedeutet, Ausgleich, Abstand und Abwechslung zu schaffen, den Fokus neu auszurichten und frische Energien frei zu setzen. Wir wollen uns und unseren Körper spüren. Es geht darum, Grenzen zu erfahren und diese, in Verbindung mit dem verbleibenden Restrisiko, auch anzunehmen. Nicht zuletzt sorgt das Erlebte für Gesprächsstoff und schafft Nähe zu anderen Sportlern.

In den sozialen Netzwerken findet sich zu jeder Aktivität die passende Gruppe, über die man gemeinsame Outdoor Sessions und Ausflüge planen kann.

 

Doch gerade für Hochsensible und Menschen mit einer besonders intensiven Bindung zur Natur werfen sich auch Fragen auf:

  • Welches Outdoor-Angebot passt am besten zu mir?
  • Kann ich mir als hochsensibler/naturverbundener/spiritueller Mensch dabei ein angenehmes Umfeld schaffen, in dem ich mich frei entfalten kann?
  • Wie hoch ist der Materialaufwand?
  • Und nicht zuletzt: Mit wie vielen Menschen muss ich an den beliebten Spots rechnen? Welche Auswirkungen hat der Boom auf die Natur?

 

Natürlich ist es schwierig, dazu allgemeingültige Aussagen zu treffen. Während extrovertierte Hochsensible sich viel wahrscheinlicher wohl fühlen, wenn sie mit größeren Gruppen an vollen Stränden zum Surfen gehen, sind Introvertierte in ihrer Freizeit tendenziell lieber allein oder in kleineren Gruppen unterwegs. Manch einer lässt sich beispielsweise durch laute Umgebungsgeräusche aus der Ruhe bringen, während es anderen wichtiger ist, bei welchen Wetterbedingungen und Temperaturen sie „ihre“ Sportarten ausführen.

Im Bewusstsein, dass hier eine enorm hohe Anzahl an Auswahlkriterien und Vorlieben zusammen kommt, unternehmen wir hier dennoch den Versuch, eine Einschätzung zu den oben genannten Fragen abzugeben und nehmen für euch eine kleine Handvoll beliebter Fun- Sportarten in der Natur näher unter die Lupe; zunächst „an Land“ & „in der Luft“.

Im nächsten Teil widmen wir uns dann dem Wassersport.

 

 

1. KLETTERN

Klettern - in der Halle oder lieber am Felsen? Vielerorts ist das Indoor-Klettern sehr angesagt, vor Allem dort, wo Berge fern sind. Wir widmen uns hier jedoch dem Outdoor-Klettern, zumal Hochsensible die haptische Wahrnehmung am Stein und die Kletterstellen unter freiem Himmel oft den Plastikgriffen und der abgeschlossenen Atmosphäre unter dem Hallendach vorziehen.

Womit wir allerdings schon bei einem der Nachteile des Felskletterns sind:

Bei nassem Wetter sind die Wände draußen oft glitschig und selbst Tage nach einem kräftigen Regen können so manche Routen nicht geklettert werden. Bei Sonne und klarem Wetter wartet am Ende der Routen dafür meistens die Aussicht als krönende Belohnung.

 

Mitbringen muss ich neben dem Seil grundsätzlich meinen Klettergurt, Karabiner und Expressen, ein passendes Sicherungs- und Abseilgerät, Kletterschuhe sowie einen Helm. Fortgeschrittene Kletterer/innen erweitern diese Liste um eventuelles Zusatzmaterial. Auf eigene Faust loszuziehen, um allein zu klettern, ist gefährlich, daher brauchen wir mindestens eine/n Kletterpartner/in, der/die Ahnung vom Ablauf hat.

 

Klettertage können sehr entspannt gestaltet werden: In kleinen oder größeren Gruppen ist es durchaus üblich, während einer längeren Session Pausen einzulegen, um zwischen deneinzelnen Routen wieder Kräfte zu sammeln. Da bleibt genug Zeit, sich zu unterhalten, ein Buch zu lesen oder sich mental in Ruhe auf die nächste Herausforderung vorzubereiten. Generell kann man an Kletterwänden eine eher leisereGrundatmosphäre erwarten, da laute Gespräche oder Hintergrundgeräusche bei der Konzentration stören. Das wissen die meisten und halten sich daran.

An den populären Locations (z. B. in den Allgäuer Alpen, im Frankenjura oder im Ith in Norddeutschland) tummeln sich mittlerweile mitunter nicht gerade wenig Menschen, es gibt aber immer noch viele unbekanntere Ecken nebst breiten und großen Revieren, an denen sich der Andrang verläuft (z. B. im Schwarzwald, im Harz, in den Calanques in Frankreich, auf La Palma und Teneriffa in Spanien).

Klettern gilt als relativ nachhaltiges Naturerlebnis. Insbesondere die Wege und Zustiege durch die Wälder, sowie die Vegetation auf den Felsköpfen gilt es jedoch - bei der wachsenden Popularität und der Nutzung durch eine Vielzahl von Kletterern/innen - zu schützen. Zudem ist es wichtig, die Vogelschutzzeiten zu kennen und zu respektieren.

 

Wer im Leben höher hinaus oder ein schwieriges Projekt angehen möchte, kann dafür beim Klettern die Basis für ein positives Mindset schaffen, denn schwierige Passagen erschließen sich nicht unbedingt immer im ersten Anlauf und man braucht Willen und Durchhaltevermögen. Darüber hinaus schaffe ich Vertrauen zwischen mir und meinen Kletterpartner/innen und lerne, mich auf andere zu verlassen, da der/die Sicherndewortwörtlich das Leben des/der Kletterers/in in der Hand hält.

 

  • Materialaufwand: mittel bis hoch
  • Spontane Ausführbarkeit: mittel (regional bedingt)
  • Lautstärke-Pegel: niedrig
  • Wetterbedingungen: trocken, mittlere Temperaturen
  • Für Einzelpersonen geeignet: nein

 

 

2. MOUNTAINBIKEN

Beim Mountainbiken gilt: Wir fahren nur auf Wegen und nicht querfeldein, um die Natur zu schützen. Wir versuchen, wenig Spuren zu hinterlassen und vermeiden daher das Bremsen mit blockierenden Rädern, so gut es geht. Hält man diese beiden einfachen Regeln ein, kann ich auch bei dieser Sportart in einen naturverbundenen, rauschartigen Flow eintauchen, im Einklang mit den umgebenden Wäldern, Bergen und Landschaften.

Geschwindigkeit ist dabei nicht unbedingt das wichtigste: Die richtige Technik und das Antizipieren der Streckenverläufe fördern das Zusammenspiel zwischen Körper und Geist. Neben der Schutzkleidung (Helm, Protektoren, geeignete Schuhe) benötige ich erstmal nur mein Bike und ein Reparaturset oder Ersatz-Schlauch. Optional empfehlen sich Sonnenbrille, Routenplaner, Verpflegung und Lampen bzw. Reflektoren.

Wer sich träge fühlt, aus einer zähen oder zermürbenden Lebensphase heraus kommen oder etwas mehr Schwung in den Alltag bringen möchte, kann das Unterbewusstsein beim Mountainbiken an eine belebtere Grundeinstellung heranführen, denn die ständige Aufmerksamkeit für die kleinen Details der Abfahrten ist unerlässlich. Beim Bergauf-Fahren versetze ich meine mentalen und physischen Grenzen und arbeite an meiner Frustrationstoleranz. Der Schwung und die Dynamik kommen durch die kurvigen Trails und das Tempo von ganz alleine.

 

  • Materialaufwand: mittel
  • Spontane Ausführbarkeit: mittel (regional bedingt)
  • Lautstärke-Pegel: niedrig
  • Wetterbedingungen: sehr variabel, streckenabhängig, mittlere Temperaturen
  • Für Einzelpersonen geeignet: ja

 

 

3. TRAIL-RUNNING

Ausdauer, Motivation und Zielstrebigkeit sind Attribute, die ich beim Trail-Running sowohl wort-wörtlich als auch im allgemeinen Sinn optimieren kann. Indem ich auch während der Steigungen auf meine regelmäßige Atmung achte, lerne ich, cool zu bleiben, auch wenn die äußeren Umstände anstrengender werden.

Außerdem kann man hier gut seine Selbsteinschätzung und die Zielsetzung trainieren:

Wie weit kann ich gehen?

Habe ich noch genug Energie für den Rückweg?

Muss ich eventuell ein Biwak, also eine Übernachtung im Freien mit einplanen?

 

Gute Schuhe, Sportklamotten und eventuell ein leichter Rucksack mit Notfallset. Viel mehr Materialaufwand muss beim Trail-Running nicht betrieben werden, sehen wir mal von einem Smartphone mit Navigations- und Kompass-App ab. Über Steigungen, Gefälle und Berggipfel werden besonders die Beine, aber auch der Oberkörper beansprucht.

Hohe Konzentration ist absolut erforderlich, da kein Tritt „ins Leere“ gehen sollte. Dementsprechend ist es beim Trail-Running manchmal schwierig, auf kleine Details in der Umgebung zu achten. Der Blick gilt dem Weg und weniger den Blumen, Käfern oder Vögeln am Wegrand, denen ich beim Wandern deutlich mehr Beachtung schenken kann.

 

Wer die Abgeschiedenheit sucht, wählt einen Pfad abseits des Massentourismus, was selbst während der Hochsaison an den meisten beliebten Trekking-Hotspots möglich sein sollte. Notwendig ist dabei außerdem ein hohes Maß an Körperbeherrschung: Das Abfedern des Aufpralls durch den Vorfuß, das Einhalten der Balance und die optionale Verwendung von Trekking-Stöcken wollen gelernt sein. So lernt man seinen Körper besser kennen, achtet auf Nuancen, die sonst verborgen bleiben und verfeinert das Zusammenspiel einzelner Muskelpartien.

 

  • Materialaufwand: niedrig
  • Spontane Ausführbarkeit: hoch
  • Lautstärke-Pegel: niedrig
  • Wetterbedingungen: kühle bis mittlere Temperaturen, auch bei Wind oder leichtem Regen
  • Für Einzelpersonen geeignet: ja

 

 

4. PARCOURS

Der Materialaufwand ist sogar noch geringer als beim Trail-Running und damit kaum zu toppen. Alles was man für Parcours braucht, sind Schuhe und Sportklamotten.

Loslegen kann ich praktisch überall, wo es künstliche oder natürliche Hindernisse gibt:
in der Stadt, auf dem Dorf, in Parks, am Fluss, über Zäune, Gräben, Büsche oder Barrikaden. Das individuelle Trainingslevel bestimmt die Sprünge, Rollen oder Saltos, mit denen die Barrieren überwunden werden. Ich nutze dabei die örtlichen Gegebenheiten auf eine andere Weise, als von der Architektur oder den üblichen gesellschaftlichen Verhaltensweisen vorgegeben.

Wenn ich die Bewegung und Betriebsamkeit der Städte mag, kann ich mich größeren Parcours-Gruppen anschließen. Sollte ich die Stille und die Verbundenheit zur Natur bevorzugen, wähle ich einen Spot im Grünen. Die Fortbewegungsart ist sehr nachhaltig, denn es werden kaum Spuren auf dem Untergrund hinterlassen.

Im Parcours-Sport wie im Leben, geht es oft um Balance, Geschicklichkeit und die pure Freude am Bewegen. Ich übe mich im Umgang mit Hindernissen und programmiere meine innere Einstellung darauf, im Fluss mit der Umgebung zu agieren. Sogar in der Stadt, wo es hektisch, laut und unübersichtlich werden kann, fokussiere ich mich auf meinen eigenen Rhythmus und analysiere auf eine natürliche Art und Weise, welche Möglichkeiten sich mir bieten.

 

  • Materialaufwand: sehr niedrig
  • Spontane Ausführbarkeit: sehr hoch
  • Lautstärke-Pegel: variabel
  • Wetterbedingungen: trocken, kühle bis mittlere Temperaturen, auch bei Wind
  • Für Einzelpersonen geeignet: ja

 

 

5. GLEITSCHIRMFLIEGEN (PARAGLIDING)

Alter Ballast und störende Gedanken werden vom Wind verweht, ich lasse vollkommen los und starte mit Eleganz, Schwung und Leichtigkeit in ein neues Abenteuer. So kann Gleitschirmfliegen im übertragenen Sinn durchaus bei einem Neuanfang helfen.

 

Zudem bekomme ich die Chance, der eigenen inneren Unsicherheit entschlossen entgegentreten:

Beim Paragleiten gibt es keine Wände und keinen Boden. Werde ich es trotzdem wagen?

Um Gleitschirmfliegen ohne Begleitung und selbständig durchführen zu können, braucht man eine Menge Grundwissen und Erfahrung. Ohne Kurstraining und intensive Übungsstunden bleibt einem allerdings auch noch der Tandem-Flug mit Guide. Je nach Absprache können diese Flüge von den professionellen Begleitern sportlich schnell oder aber gemütlich und genussvoll gestaltet werden.

Das Erlebnis ist zwar oft nicht ganz kostengünstig, doch wer die sanfte Luft auf der Nasenspitze spürt und dabei das atemberaubende Panorama von oben betrachtet, denkt dabei nicht mehr über den Preis nach.

 

Beliebte Paragliding-Spots findet man in Bad Reichenhall, Bad Tölz, Rosenheim, Oberstdorf oder Kössen in Tirol. Sie sind zwar gut besucht, sobald man die belebten Liftstationen, Gondeln oder Wanderwege hinter sich lässt und zum Startpunkt geht, ebbt der Geräuschpegel jedoch deutlich ab. Spätestens, wenn man dann frei wie ein Vogel am Himmel schwebt und der Perspektivenwechsel auf Wälder, Seen und kleine Dörfer lediglich vom Rauschen des Windes und einem eventuellen, ununterdrückbaren Freudenschrei untermalt wird, ist es für die meisten ein Leichtes, den Flug ohne Ablenkung, ganz und gar bewusst und präsent zu erleben.

 

  • Materialaufwand: mittel
  • Spontane Ausführbarkeit: eher gering
  • Lautstärke-Pegel: mittel bis niedrig
  • Wetterbedingungen: abhängig von Wind, Wetter und Temperatur
  • Für Einzelpersonen geeignet: nur für Fortgeschrittene, ansonsten Flüge mit professionellem Tandem-Guide

 

14.10.2021