Sie möchten nicht länger alleine durch Ihr Leben gehen und wünschen sich einen Partner oder eine Partnerin an Ihrer Seite? Der Entschluss dazu ist der erste Schritt. Gleichzeitig stellt er Sie vor die Aufgabe, sich mit ihrem Leben zu präsentieren, Entscheidungen darüber zu fällen, was Sie bereits in Ihrem Profil von sich preisgeben und wie deutlich Sie Ihre Wünsche artikulieren möchten.
Dieser Entschluss darf dennoch zulassen, dass Sie auch Ihr bisheriges Leben im Single-Modus wertschätzen und genauso anerkennend annehmen wie Ihre Sehnsucht nach Partnerschaft. Auf diese Weise können Sie sich stärken, um einem inneren hohen Erwartungsdruck an ein erträumtes Leben in der Zukunft zu widerstehen.
Sehnsucht macht blind
Wie stelle ich nun den „Magneten in meiner Tasche“ an, um meine Anziehungskraft nach außen spürbar zu machen?
Reicht es, mich in einem Partnerportal anzumelden und mein Profil auszufüllen? Es heißt ja, man sei am attraktivsten, wenn man eigentlich niemanden sucht. Das bedeutet, dass man mit seinem Leben „im Reinen“ ist, wie es so schön heißt, und die eigenen Bedürfnisse unter Kontrolle hat. Und wie, bitte schön, komme ich da hin?
Ich merke ja gerade, dass die Einsamkeitsgefühle überhandnehmen, die Antriebslust nachlässt, die innere Unruhe steigt, vielleicht sogar Ersatzbefriedigungen Einzug in mein sonst so gesundes Leben halten. An dieser Stelle gibt es natürlich verschiedene Erscheinungsformen, je nach Alter, Geschlecht und sozialem Umfeld; aber sie alle stehen im Weg.
Im Prinzip ist es immer dasselbe, wenn man mit sich und der privaten Situation unzufrieden ist, ohne auf schnellem, direktem Weg etwas ändern zu können.
Die Sehnsucht macht manchmal genauso blind wie die Liebe und nagt zuweilen am Selbstwertgefühl. Um dem zu begegnen, habe ich eine kleine Übung für Sie, eine Art lebendige Meditation:
Ich date mich selbst
Nehmen Sie sich einen Abend Zeit, um sich in einem sicheren häuslichen Rahmen selbst zu treffen, als wären Sie sich noch nie begegnet.
Stellen Sie das Handy ab und lassen Sie sich auf ein neues Abenteuer ein. Das fängt mit der liebevollen Körperpflege an und führt vor den Kleiderschrank mit neuen Augen-Blicken darauf, was Sie „anziehend“ erscheinen lassen kann.
Suchen Sie in Ihrer Wohnung den Platz aus, an dem Sie sich begegnen möchten. Sieht es aufgeräumt, „im Reinen“ und einladend aus?
Vielleicht haben Sie sich ein kleines Abendessen bereitet und eine Kerze hingestellt, leise Musik ausgesucht, einen Duft aufgelegt oder im Raum schweben lassen, sodass die Atmosphäre mit liebevoller Offenheit aufgeladen wird.
Entdecken Sie bewusst Ihre Gepflogenheiten, egal ob Sie männlicher, weiblicher oder diverser Natur sind. Sind Sie es sich wert, sich diese Mühe nur für sich allein zu machen? Wenn ja, wunderbar!
Der nächste Schritt führt vor den Spiegel. Sie haben keinen, in dem Sie sich ganz betrachten können? Dann wird es Zeit für diese Anschaffung. Schauen Sie rein und laden Sie sich ein! Sie kennen das aus Filmen, wenn sich die Figuren nochmal über das Kleid oder den Anzug streichen, bevor sie sich auf den Weg zu einer Veranstaltung machen. Das Fest sind Sie! Nehmen Sie ganz bewusst wahr, was Ihnen gefällt, welche Schwünge und Farben Ihre natürliche Schönheit unterstreichen. Was für ein Typ sind Sie? Was könnten Sie noch mutiger betonen?
Dann wählen Sie zwei Sitzplätze und nehmen Ihren Platz ein. Wieviel Abstand brauchen Sie? Nehmen Sie mit Ihren feinen Sinnen wahr, was Ihnen alles in der Situation einfällt. Und jetzt geht die spannende Verabredung los, denn Sie haben nun die Möglichkeit, auf den Platz gegenüber zu wechseln und sich selbst als Visualisierung liebevoll zu betrachten. Sie sind Ihr eigener Spiegel und können sich Komplimente machen, laut ausgesprochen oder im Stillen. Haben Sie keine Scheu vor sich selbst! Experimentieren Sie auf Ihrer kleinen privaten Bühne! Es gibt nur eine Bedingung in diesem Spiel: Dass Sie sich nicht schlechtmachen oder kritisieren.
Sollten Sie etwas entdecken, das Ihnen nicht gefällt, aber veränderbar ist, dann nehmen Sie es zur Kenntnis, lächeln darüber oder setzen die möglichen Verbesserungen so bald wie möglich um. Was Sie nicht verändern können, nehmen Sie einfach liebevoll an.
Diese Art der Selbstwahrnehmung, mit positiven Worten und Gedanken begleitet, ist für den ersten Schritt in eine neue Lebensphase eine ganze Menge an Kontakt. Sie können auch die Plätze mehrfach wechseln und jedes Mal ein anderes Thema in Augenschein nehmen.
Bevor Sie Ihre Bühne schließen, vergessen Sie bitte nicht die Verabredung für das nächste Mal, in einer weiteren störungsfreien Mußestunde.
Eine gute Ergänzung ist es, eine Art kleines Tagebuch anzulegen und Ihre vielleicht überraschend neuen Wahrnehmungen und Gedanken über sich selbst festzuhalten.
Wenn Sie dann zu Bett gehen, umarmen Sie sich liebevoll, denn Sie sind sich selbst ein gutes Stück nähergekommen!
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Martina Rohrbach, systematischer Coach und Mediatorin (Ausbilderin BM)
01.08.2021